Donnerstag, 29. Mai 2008

Gedichtinterpretation

Ich werde das Gedicht „Ebenbild unseres Lebens“ von Andreas Gryphius nun genauer betrachten und interpretieren. Es wurde im Barock geschrieben und handelt von der Sicht des Lebens als ein Theaterstück.

Das Gedicht ist ein Sonett und in einem regelmäßigen, sechshebigen Jambus geschrieben, einen so genannten Alexandriner. Es besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten. Der Dichter drückt, wie sehr oft in Barockgedichten, den Vanitasgedanken aus. Alles, was jetzt wichtig ist, wird früher oder später untergehen und nichts mehr bedeuten. Jene Sachen, die jetzt jung und schön sind, werden alt und hässlich. („Was gestern war ist hin“/“die vorhin grünen Äste sind nunmehr dürr und todt“).

Im ersten Absatz des Gedichts beschreibt Gryphius die Situation des Menschen auf der Erde. Wir Menschen sind nur Puppen und spielen den Verlauf unseres Lebens, bis wir schlussendlich sterben und alles vorbei ist. („Der Mensch das Spiel der zeit spielt“) Er verwendet oft Wörter wie „spielen“ oder „Schau-Platz“. Das erinnert sehr stark an ein Theater. Nichts ist für den Menschen aus seiner Sicht klar geregelt, das heißt, alles, was im Leben passiert, passiert einfach. („er sitzt/und doch nicht feste). Der Dichter spricht auch über Leid und Glück. Ein Beispiel ist „Der steift und jeder Fällt“, was hier klar erkennbar eine Antithese ist. Mit den Worten „herrscht“ und „webt“ beschreibt er den Stand der Menschen in der Bevölkerung. Also reich für „herrscht“ und arm für „webt“. Das kann man genauso bei „Paläste“ und „schlechtes Dach“ erkennen.

In der zweiten Zeile erkennen wir eine Zäsur bei „…dieser Welt; er sitzt“. Hier wird der Leser besonders auf „er sitzt“ aufmerksam gemacht und am Ende der Verseile kehrt sich das um, denn er erklärt, das nichts so ist, wie es scheint. Vom „er sitzt“ kommt er auf „und doch nicht feste“.

Auffallend ist die Assonanz von sehr vielen, hellklingenden „i“- und „ei“- Lauten, die uns doch noch ein wenig Hoffnung auf etwas Gutes oder Glück schenken.

In der Zweiten Strophe beschreibt der Dichter häufig die Gegensätze vom schönen Jetzt und dem Vergehendem und dem, was kommen wird („Was gestern war ist hin/was itzt das Glück erhebt; wird morgen untergehn/die vorhin grünen Äste sind nunmehr dürr und todt“). Hier haben wir auch eine Anapher im Satz „Was gestern war…/was itzt das Glück…

Er beschreibt hier in jeder Verszeile mit einem neuen Beispiel den Vanitasgedanken. „Dürr und todt“ erwecken hier sehr stark den Gedanken an den Tod, an das eintönige, dürre Leben danach. Das Beispiel mit dem „schraffen Schwerdt“, das an „zarter Seide schwebt“ ist als ein Symbol gemeint und lässt sich wiefolgt erklären: Wir Menschen leben unser Leben. Wir machen auch Fehler und gerade deshalb kann es manchmal sehr schnell vorbei sein. Denn ein scharfes Schwert durchschneidet ein Seidetuch ohne große Mühe und fällt auf uns herab und tötet uns.

Gryphius betont abermals, wie auch schon in der ersten Strophe, dass die Menschen auf der Erde nur Gäste sind. Wir sind eingeladen worden und es muss jemand geben, der und leitet. Da die Menschen im Barock sehr gläubig waren, ist anzunehmen, dass der „Gastgeber“ Gott war.

Im Vergleich zu den ersten vier Verszeilen werden jetzt viele „a“- und „o“- Laute verwendet. Das bewirkt eine Umstimmung der Gefühle während des Lesens. Das Gedicht fängt an immer dunkler und jenseitsbezogener zu werden.

In der dritten Strophe nimmt das Gedicht eine Wendung und der Dichter schreibt hier über die Menschen und deren Leben selbst. Er erklärt, dass alle Menschen unterschiedlich sind, doch am Ende ihres Lebens, wenn sie sterben, sind alle gleich. („der Tod und gleiche macht“). Die Worte „gleich am Fleisch“ verwendet er hier symbolisch für den menschlichen Körper. Der Körper jedes Menschen ist gleich. („Der trägt ein Purpur- Kleid/ und jener grabt im Sande“) hier vergleicht Gryphius wieder reich und arm. In der dritten und letzten Zeile dieser Strophe schreibt er über das sterben selbst. Mit „entraubtem Schmuck“ meint er das „Rauben“ des Lebens. Wer stirbt, wir seines Lebens beraubt.

Klanglich fällt mir auf, dass er sehr oft „gleich“ verwendet. Das lässt jedes Mal die Gegenteile arm und reich hervorkommen. Er verwendet im Absatz sehr viele Wörter, die er symbolisch einsetzt. (Purpur- Kleid für reich, Fleisch für Körper, „grabt im Sande“ für arm, entraubter Schmuck für wichtige Sachen, hier besonders das Leben selbst).

Auch in der vierten und letzten Strophe schreibt der Dichter über ein anderes Thema. Er will uns klar machen, was wir daraus lernen können. Wie sehr oft in einem Sonett, wird die letzte Strophe hier zur Präsentation der Lehre die wir daraus ziehen sollen verwendet. Gryphius spricht vom „ersten Spiel“, womit er das Leben meint. Es war nicht einfach im Mittelalter zu überleben, wenn man nicht gerade ein König war. „weil es die Zeit noch leidet“ beschreibt die Situation in der damals viele Menschen lebten. Es konnte für die Menschen sehr schnell vorbei sein und sie wurden auch nicht sehr alt.

Nun kommt die Lehre, die der Dichter uns mitteilen will. Wenn wir „vom Panket des Lebens scheiden“, also sterben, wird uns alles genommen, denn wie der Dichter mit „geborgter Pracht“ sagt, ist alles nur geliehen und wir müssen alles wieder hergeben. „Kron/Weißheit/Stäck und Gut“ ist ein Klimax. Der Besitz war früher am wichtigsten, doch auch Weisheit und des Königs Krone waren für die Menschen bewundernswerte Dinge. Nicht jeder konnte in die Schule, um sich zu bilden. Und wenn dann doch jemand die Chance dazu hatte, wurde ihm beim Todd dann doch alles wieder genommen.

Das Gedicht „Ebenbild unseres Lebens“ gefällt mir sehr gut und ich finde man kann klar erkennen, dass es vom Vanitasgedanken handelt. Andreas Gryphius gibt sehr viele Beispiele, die es leichter und verständlicher bzw. lesbarer und vergleichbarer machen. Zuerst fand ich das Gedicht sehr kompliziert doch beim weiteren Durchlesen fand ich heraus, dass ich es gut verstehe und konnte mich gut in die Situationen versetzen die er beschreibt.

Der gesellschaftliche Stand des Menschen im Mittelalter war etwas sehr Wichtiges. Oftmals entschied dieser über Leben oder Tod. Im Gedicht werden die Gegensätze zwischen arm und reich mehrmals angesprochen und es wird klar, dass es auch in eine zeit wie heute passt. Auch im 21. Jahrhundert richtet sich sehr viel nach dem Gesellschaftstand. Vielleicht hat sich Gryphius schon damals gedacht, dass sich die Menschen nie ändern werden und es solche Unterschiede immer geben wird.